Infoblatt Nr. 10 (Kurzfassung)
Bürgerbegehren Gemeinde Pullach:
„Für den Expansions-Stopp der Chemiefirma Peroxid/United Initiators Pullach (UI)“
2,3-fache Produktions-Expansion:
UI produziert aktuell bereits 60.000 Tonnen Peroxide pro Jahr. Das Bürgerbegehren will die weitere Firmen-Expansion stoppen. UI besitzt bereits die Genehmigung jährlich über 135.000 Tonnen Peroxide zu produzieren! Es droht also eine 2,3-fache Produktions-Expansion.
Baurechtsmehrung um 60 Prozent:
Im UI-Bebauungsplan aus dem Jahr 2020 sollen 96.000 m2 bebaubare Industriebauflächen ausgewiesen werden. Dies ist eine Baurechtsmehrung von 60 Prozent gegenüber dem heute geltenden Zustand.
Kein relevanter Gewerbesteuerbeitrag von UI:
Die Pullacher Gemeinde plant im Jahr 2022 Ausgaben von 124 Millionen Euro, die im Wesentlichen durch Einnahmen gedeckt sind. 100 Millionen Euro liegen auf dem Gemeindekonto zur Verfügung. Ein relevanter Gewerbesteuerbeitrag vom Peroxidwerk UI ist dabei nicht zu erkennen.
Dreifache Emissionsmenge im Vergleich zu Nachbargemeinden
Vom Peroxidwerk UI werden jährlich 20.000 bis 25.000 Tonnen CO2 in die Luft ausgestoßen. Zur Einordnung: Mit der gesamtjährlichen Fahrradaktion der Gemeinde (mit vielen einsatzfreudigen Bürgern) werden 5 Tonnen CO2 eingespart. Die Gemeinde verliert sich in Kleinmaßnahmen, kürzlich wurde etwa die LED-Beleuchtung in einer Schule als besonders klimaschonend prämiert. Dabei verfügt Pullach, im Wesentlichen durch UI bedingt, über den dreifachen Ausstoß klimaschädlicher Gase im Vergleich zu seinen Nachbargemeinden!
Umweltbelastungen und gesundheitschädliches Stickstoffdioxid
In Leverkusen beginnt nun der Prozess nach der schweren „Chemie-Park“-Explosion von 2021 mit 7 Toten. Als Ursache wird vermutet, dass Chemikalien nicht genügend gekühlt wurden und es dadurch zur Explosion kam. Auch in Pullach müssen viele Peroxidprodukte gekühlt gelagert werden. 2020 wurden (nach TÜV-Umweltbericht) ca. 8 Tonnen Stickstoffdioxid (NO2) durch UI in die Pullacher Luft ausgestoßen. Damit werden 575 Millionen Kubikmeter Luft täglich bis an die Grenzwerte verschmutzt! NO2 ist stark gesundheitsschädlich! 2021 wurde die Bundesrepublik wegen zu hoher NO2-Emissionen vom Europäischen Gerichtshof schuldig gesprochen und bundesweit zu schnellen Verbesserungen verpflichtet.
Pullacher Immobilienwerte bedroht
Die Expansionspläne von UI bedrohen die bisher wertstabile Gemeinde. Diese Erkenntnis (und Bedrohung durch UI) ist inzwischen auch bei der – in Westwindrichtung – nur 700m entfernten Nachbargemeinde Grünwald angekommen. Im Nov. 2021 erfolgte ein Grünwalder Gemeinderatsbeschluss gegen UI.
Keine Anbindung für Gefahrengut-LKWs
Für Chemie-LKWs gibt es gar keine Verkehrsanbindung an das differenzierte Münchner Autobahn-Netz. (Einfahrtsverbot an der Münchner Stadtgrenze, 16-Tonnen-Verkehrsbeschränkung auf der Grünwalder Brücke, Durchfahrtsverbot für Gefahrstoff-Transporte in Autobahn-Richtung durch Schäftlarn). Ein Industriebetrieb, der aktuell bereits ein Umschlagvolumen von ca. 6.000 Schwerlast-LKWs hat, will sich ohne Autobahn-Erschließung massiv vergrößern? Sollen Gefahrstoff-Tankwaggons mit explosiver Flüssigchemie auf den S-Bahngleisen mitten durch den Ort fahren?
Massiver Energieverbrauch
Jährlich werden 160 bis 170 MWh Energie am Standort Pullach verbraucht. Zur Einordnung: Ein Großwindkraftrad erzeugt 3-6 MWh jährlich. Das Chemiewerk UI würde jährlich allein ca. 35 bis 40 Großwindkrafträder nur für seinen eigenen Energieverbrauch benötigen!
Massiver Wasserverbrauch
8 Millionen Kubikmeter Isarwasser werden jährlich von UI entnommen, sowie 4 Millionen Kubikmeter Pullacher Grundwasser. Zur Einordnung: Ganz Pullach verbraucht jährlich unter 1 Million Kubikmeter Wasser.